
Eine Runde vor Saisonschluss spricht Interimstrainer Stefan Dengg im Interview über seine bisherige Zeit als Cheftrainer, die Erfolgsrezepte des Teams sowie über seine Zukunft.

Nach dem misslungenen Start ins Frühjahr übernahmst du das Zepter als Cheftrainer. Quasi von 0 auf 100 schlüpftest du vom Co-Trainer in diese Rolle. Wie hast du das Trainer-Dasein bisher erlebt?
Es war zu Beginn natürlich alles neu und ungewohnt. Ich kam von Eibiswald aus der Gebietsliga und wurde Co-Trainer beim DSC. Nach dieser kurzen Zeit, wo ich dann zum interimsmäßigen Cheftrainer aufrückte, nahm ich diese Aufgabe aber rasch an. Es war für mich klar, dass die Mannschaft ihre Qualitäten besitzt und es fehlte zu Beginn der Rückrunde einfach nur das zündende Erfolgserlebnis. Darauf wies ich die Mannschaft nach sieben sieglosen Spielen in Serie auch hin. Wir ließen uns nie hängen und die Jungs glaubten immer an sich. Ich fokussierte mich stets auf die Stärken des Teams und schließlich fanden wir wieder in die Erfolgsspur zurück. Neben den guten Mannschaftsleistungen schossen wir auch wieder Tore.
Die Bilanz kann sich durchaus sehen lassen. Aus neun Spielen mit dir an der Seitenlinie holten wir 16 Punkte. War das ein Trainereffekt?
„Trainereffekt“ ist immer ein beliebtes und auch abgenutztes Wort und es war irgendwie klar, dass das jetzt kommt. 😉
Grundsätzlich ist für mich persönlich ein Trainer nie in den Mittelpunkt zu stellen. Ich bin sicher nicht alleine der große Macher oder der Messias des Erfolges. Die schon angesprochene Qualität der Burschen machte es mir als Trainer auch leichter. Jeder wollte den Karren aus dem Dreck ziehen, aber die Mannschaft hat schlussendlich gespielt. Aus den vergangenen Jahren waren wir es nie gewohnt, uns mit dem Tabellenkeller zu befassen. Heuer rutschten wir sehr schnell in die Abwärtsspirale und mussten uns wieder nach oben kämpfen. Das ausschlaggebende Spiel war für mich auswärts bei den LASK Amateuren (0:2-Niederlage). Da bemerkte ich, dass es mit einer Dreier-Abwehrkette nicht funktioniert. In der anschließenden Woche werkten wir als Trainerteam mit einem anderen System. Mit dem notwendigen Quäntchen Glück, gepaart mit dem unbändigen Siegeswillen meines Teams, ging es dann zu unseren Gunsten auf.

Nach dem wir wieder in der Erfolgsspur waren, trat unheimlich viel Verletzungspech in das Team ein. Dazu auch Sperren und krankheitsbedingte Ausfälle. Oft mussten U-17-Spieler dabei sein, um den Kader ausreichend befüllen zu können. Selten bis gar nicht hattest du die gesamte Mannschaft im Training zur Verfügung. Wie gingst du damit um?
Das war oder ist für uns alle eine schwierige Situation. Trotz dem Verletzungspech schenkte ich jedem Spieler meinen Glauben. Ob Stammspieler oder Nachwuchskraft, jeder hat seine Wichtigkeit und seine Rolle im Team. Keiner ist umsonst im Kader. Das war meine Intention, dies jedem Kicker auch mitzugeben. Ich denke, wir sind schwer zu stoppen, auch wenn es manchmal viele Ausfälle gibt. Klarerweise war es nie einfach, nie das ganze Team zur Verfügung zu haben, dass dann dennoch jeder an einem Strang zog, zeichnet meines Achtens nach, unseren Verein aus. Das mündete dann auch unter anderem im Steirercup-Sieg. Durch unsere Charakterstärke stehen wir nun verdient da, wo wir jetzt sind. Wir gehören unter die ersten sieben in der Regionalliga Mitte. Das ist unser Revier!
Es ist nun noch eine Runde auswärts in Vöcklamarkt ausständig. Wie ist der aktuelle Gemütszustand der Mannschaft nach dieser ereignisreichen und kräftezerrenden Saison?
Nachdem wir erfreulicherweise den Steirercup holten und den Klassenerhalt fixierten, liegt der Fokus im Training jetzt nicht mehr auf Sprints und dergleichen. So eine Saison nimmt dann doch jeden etwas mit und teilweise sind die Spieler auch schon müde. Wir fahren jedoch nach Vöcklamarkt, um drei Punkte zu holen. Das wird sicher keine lustige „Klassenfahrt“ zum Abschluss.

Nachdem die Ergebnisse wieder passten, kamen vereinzelt Rufe auf, dich doch als Trainer zu behalten. Auch wenn die Nachfolge ab Sommer schon länger beschlossen ist, wie sehen deine Ziele in der Zukunft aus?
Jeder, der Fußball spielt oder eben coacht, möchte glaube ich einmal im höchsten Bereich aktiv sein. Für mich war es ein Ziel, beim DSC einmal tätig sein zu dürfen, weil es im Bezirk klar die höchstmögliche Plattform ist. Aber ich weise abermals darauf hin, dass das Team hinter den Erfolgen steht und nicht ich allein. Der Cheftrainer steht eben immer im Mittelpunkt. Bei Niederlagen aber auch bei Erfolgsläufen. Patrick Haring, Bernd Pauritsch und meine Wenigkeit haben zusammen hervorragende Arbeit geleistet. Das haben wir alle vollbracht, es bringt nichts, wenn du die besten Trainer hast, aber die Mannschaft nicht mitzieht. Ich freue mich schon, auf die anstehende Saison. Unter Maurice Amtmann werden die Kicker sicher ähnliche Leistungen abliefern und auch ich in der zweiten Reihe werde unter ihm wieder viel dazulernen können. Heutzutage gibt es glaube ich keine „Trainer und Co-Trainer“ mehr. Die Aufgaben sind im Coaching-Bereich auf mehrere Schultern verteilt, wo jeder für seinen Part verantwortlich ist und diesen auch zu erfüllen hat. Der „Hütchenaufsteller“ ist inzwischen ausgestorben. Ich lege nie viel Wert auf persönliche Ziele und will als Team mit der Mannschaft Erfolg haben. Wir arbeiten als Team, egal ob ein Stefan Dengg, Patrick Haring oder Maurice Amtmann auf der Seitenlinie steht. In der kurzen Sommerpause müssen wir uns alle entsprechend regenerieren und dann greifen wir wieder gemeinsam an.
Die anstehende Saison wird mit dem ersten Pflichtspiel im ÖFB Cup beginnen. Hast du ein Wunschlos für die erste Runde?
Wenn man den großen Wunschgegner ausspricht, kommt es meistens nicht so. Das Nonplusultra wäre aus steirischer Sicht natürlich der Double-Sieger Sturm Graz. Selbstverständlich wären auch der GAK oder Rapid im Koralmstadion eine großartige Sache . Wünsche hat man da immer, jedoch müssen wir jeden Gegner nehmen. Je machbarer es ist, desto weiter wollen wir logischerweise kommen. Für jeden ist das Spiel im Pokal ein Highlight und wir freuen uns, wieder dabei sein zu können. Darüber hinaus wollen wir auch nächste Saison wieder den Steirercup nach Deutschlandsberg holen.

A. N.
© Fotos Gerhard Neumayer